Plattdeutscher Filmpreis 2020
In den meisten Filmen erkunden die Schülerinnen und Schüler ihre Schule und ihren Ort. Das Interesse für ihren unmittelbaren Nahbereich verknüpfen sie auf ansprechende Weise mit plattdeutschen Interviews, Kommentaren, Liedern und kleinen Spielszenen. In einigen Fällen sieht und hört man Kinder und Jugendliche, denen Platt als Familiensprache vertraut ist, in anderen zeigen sich ganze Klassenverbände mit ihren fröhlichen und selbstbewussten Sprachlernern.
Die Plattdüütsche Stiftung Neddersassen beabsichtigt, den Filmpries in 2022 erneut auszuschreiben.
Die Preisträger
Gruppe A: Schulklassen 1 bis 4
Der erste Preis an die Grundschule Mühlen
„Lüdtke Plattsnackers wiest jau Mühlen“ heißt der Film, der als Sieger des Filmpreises 2020 hervorgegangen ist. Die Platt-AG der Grundschule St. Antonius in Mühlen freut sich über ein Preisgeld von 250 Euro…
Josef Grave vom Stiftungsvorstand der Plattdüütsch-Stiftung Neddersassen hat der betreuenden Lehrerin Melanie Schypke und ihren Mini-Plattsnackern Preis und freundliche Worte der Anerkennung persönlich übermittelt.
Alle Schülerinnen und Schüler einer dritten Klasse sind an dem Film „Bi uns in Möhlen“ beteiligt. Die Gruppe überzeugt mit ihrem geschlossenen und spielerisch-fröhlichen, vor allem aber engagierten Auftritt.
Plattdeutsch dient als Verständigungssprache: bei Singen, beim Erklären, beim Vortragen. Einzelne Mädchen und Jungen übernehmen im Film unterschiedliche Rollen, sei es als Moderator, als Sprecher aus dem Off oder als Mitspieler in einem Sketch.
Der Film bleibt dadurch interessant, dass verschiedene Stationen in der Schule und im Ort Mühlen in unterschiedlichen Formaten angesteuert werden – vom Schuljubiläum bis hin zu einem Besuch beim bekannten Gestüt Schockemöhle. Die Schülerinnen und Schüler nutzen die ungewohnte Perspektive des Filmprojekts zu einem örtlichen Wahrnehmungsspaziergang. Dabei erproben sie auch filmische Mittel, beim gemeinsamen Singen oder bei der Begrüßung ist die ganze Klasse im Bild, oder es werden Gruppen gezeigt, während beim Sketch Großaufnahmen die Aufmerksamkeit auf einzelne Mitspieler lenken.
Der Film ist trotz der thematischen und gestalterischen Vielfalt ausgesprochen harmonisch. Er überzeugt nicht zuletzt durch seine Einbettung in ein pädagogisches Gesamtkonzept.
Gruppe B: Schulklassen 5 bis 13
Gruppe C: Freie Gruppen, einzelne Teilnehmer
De 1. Pries an de KGS Norden
Der Wahlpflichtkurs des Jahrgang 8 der Kooperativen Gesamtschule KGS Hage-Norden freut sich über den ersten Preis des Filmpreises 2020. „Ein Gang der dör uns School“ lautet der Titel…
Der Film „En Gang dör uns School“ zeigt Schüler einer Plattdeutsch-AG, die in unterschiedlichen Rollen Menschen und Orte an ihrer Schule vorstellen. Auch wenn sich der Schulleiter als Nicht-Platt-Snacker outet, entsteht der Eindruck, dass die ganze Schule über unterschiedlichste Aktivitäten in die Förderung der Regionalsprache eingebunden ist.
Zumindest Teile des Films wurden unter Corona-Bedingungen aufgenommen, so dass sich das Spektrum der Interviewpartner einschränkte und auf Schülergruppen verzichtet werden musste. So entstand ein in seiner Nüchternheit durchaus überzeugender kleiner Dokumentarfilm.
Die Schule ist als „Plattdeutsch School“ vom Niedersächsischen Kultusministerium ausgezeichnet worden und initiiert vielfältige Projekte: So gibt es regelmäßige Wahlpflichtkurse „Platt“ im 8. Jahrgang, geplant ist auch einer in der sechsten Jahrgangsstufe. Die Lehrerinnen Andrea Boedtger und Imke Schöneboom betreuen diese Projekte. Frau Schöneboom unterrichtet in den Jahrgangsstufen 5 und 6 zudem das Fach Sport durchgängig auf Platt. Sie ist Plattdeutschberaterin der Landesschulbehörde, daher gibt es viele Kontakte zu und teilweise Kooperationen mit anderen Schule. Die KGS Hage-Norden hat noch weitere Filme eingereicht. Für sie gab es Förderpreise im Wert von jeweils 50 Euro.
Das Gesamtpreisgeld von 400 Euro soll für einen Austausch der Platt-Wahlpflichtkurse der KGS Hage-Norden und der KGS Edewecht verwendet werden - unter anderem für ein original ostfriesisches Waffeleisen, das für die regelmäßige plattdeutsche Teetied eingesetzt wird.
De 1. Pries an Marvin Sander
Der 12-jährige Marvin Sander von der Hugo-Friedrich-Hartmann-Oberschule in Bardowick hat mit seinem Film „In Tieden von Corona“ in der Kategorie „Freie Gruppen“ den ersten Preis gewonnen und mit seiner Idee den Nerv der Zeit getroffen…
Der kleine in Stop-Motion-Technik gedrehte Film erzählt von Kindern - dargestellt als Playmobil-Figuren -, die es in Corona-Zeiten auf den Fußballplatz zieht. Endlich wieder Fußball spielen, aber halt: Der Spielplatz ist ja wegen Corona gesperrt. Und dann kommt die Polizei…
Marvin Sander hat mit eigenen Mitteln . Dabei hat er beim Entwurf der Spielhandlung, bei der filmischen Umsetzung und der sprachlichen Ausgestaltung außerordentliche Fähigkeiten bewiesen.
In seinem Film „In Tieden vun Corona – In Zeiten von Corona“ erzählt Marvin Sander mit Mitteln der Stop-Motion-Technik eine selbst erfundene Geschichte: Kinder zieht es auf den Spielplatz – ein Vergehen, das aufgrund von Corona-Auflagen von der Polizei geahndet werden muss. Am Ende werden die Kinder, in einem Unfallwagen abtransportiert.
Der zwölfjährige Marvin hat sich die Geschichte mit ihren durchaus dramatischen Wendungen selbst ausgedacht. Diese Ereignisse hat er dann in ein Filmskript mit beweglichen Figuren und Gegenständen und Kulisse übertragen, wobei er ein Setting aus Playmobil-Figuren wählte. Anschließend galt es, zahlreiche Einzelaufnahmen zu einer in sich geschlossenen Filmhandlung zusammenzufügen. Und schließlich musste ein Text dazu verfasst und eingesprochen werden.
Marvin Sander macht das bedrückende Corona-Thema zum Gegenstand seiner Geschichte. Aus der Perspktive eines Jugendlichen gestaltet er eine höchst aktuelle, aber gleichwohl mit Fantasie ausgestaltete Geschichte. Er zeigt in überzeugender Weise auf, dass wie Jugendliche ihren Corona-Alltag reflektieren können. Dabei helfen ihm die Möglichkeiten des Films.